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Neurodermitis verstehen

Bei Neurodermitis denkst du vermutlich zuerst an die sichtbare Entzündung und den starken Juckreiz. Unter der Hautoberfläche finden jedoch weitere, unsichtbare und komplexe Vorgänge statt. Auf dieser Seite erfährst du mehr über die Erkrankung.

Illustration einer Neurodermitis betroffenen Person

WAS IST NEURODERMITIS?

Neurodermitis ist eine der häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen. Sie ist chronisch, das heisst dauerhaft anhaltend. Wichtig: Neurodermitis ist nicht ansteckend. Meistens tritt die Erkrankung in Schüben auf und äussert sich durch sichtbare Hautveränderungen und starken Juckreiz.

WER IST VON NEURODERMITIS BETROFFEN?

Weltweit leiden Millionen Menschen an Neurodermitis – mit steigender Tendenz. Vor allem im Kindesalter kommt Neurodermitis sehr oft vor – in der Schweiz sind bis zu 20 Prozent aller Kinder betroffen. Häufig nehmen die Symptome mit zunehmendem Alter ab, oder die Neurodermitis verschwindet komplett. Trotzdem leiden schweizweit ca. 4-5% aller Erwachsenen dieser Krankheit.

Erklärung

«Atopie» beschreibt die Veranlagung, überempfindlich auf verschiedene, oft harmlose Stoffe aus der Umwelt zu reagieren. «Dermatitis» steht für die Entzündung der Haut. In Fachkreisen wird Neurodermitis daher auch als «atopische Dermatitis» oder «atopisches Ekzem» be­zeichnet. Dies ist heute die fachlich korrekte Bezeichnung dieser Erkrankung. Der Name Neurodermitis kommt daher, dass man früher davon ausging, dass die starken Hautausschläge bei Neurodermitis durch eine Nervenent­zündung («neuron» = griechisch für «Nerv») verursacht werden.

Illustration Geschlechterzeichen männlich und weiblich kombiniert

Neurodermitis betrifft Männer und Frauen in etwa gleich häufig.

Illustration Erdball 4-5%
4-5%

Der Erwachsenen in der Schweiz leiden an Neurodermitis. Kinder und Jugendliche leiden noch häufiger darunter.

Illustration Familie

Neurodermitis kann jede und jeden betreffen.

Was sind die typischen Symptome der Neurodermitis?

Das Krankheitsbild kann von Mensch zu Mensch stark variieren. Typisch für Neurodermitis ist eine sehr trockene Haut. Häufig treten entzündete, juckende und teilweise blutende Ekzeme auf. Das Spektrum der Neurodermitis reicht von milden, symptomarmen Formen bis hin zu schweren Verlaufsformen, bei denen eine kontinuierliche, intensivierte Therapie notwendig ist. Mehr als 50 Prozent der Betroffenen leiden unter einer mittelschweren bis schweren Neurodermitis. Da die Erkrankung schubförmig verläuft, kann es Phasen geben, in denen die Haut nahezu gesund erscheint, und Phasen, in denen stark juckende, entzündete Stellen das Hautbild bestimmen.

Zu den äusserlich sichtbaren Hautveränderungen gehören z. B.:

  • Trockene Haut (Xerose) und Hautrisse
  • Entzündete, teilweise blutende Hautstellen (Ekzeme)
  • Hautrötungen (Erytheme)
  • Hautverdickungen (Lichenifikationen), Krustenbildungen
  • Nässende Bläschen

Diese Symptome sind meist von starkem, teilweise unerträglichem Juckreiz begleitet.

Welche Körperstellen sind besonders betroffeN?

Abhängig vom Alter können Ekzeme an unterschiedlichen Körper­stellen auftreten. Die Darstellung zeigt besonders häufig betroffene Stellen.

Darstellung der betroffenen Körperstellen (Kopf, Arme, Beine)

WIE ENTSTEHT EINE NEURODERMITIS?

Die Haut ist ein Teil der natürlichen Abwehr und bildet bei gesunden Menschen eine Schutzbarriere. Sie schützt vor Feuchtigkeits-verlust, vor äusseren Einflüssen und unerwünschten Eindringlingen wie z. B. Bakterien oder Allergieauslösern.

Bei Menschen mit Neurodermitis ist die Hautbarriere gestört. Ihr Immunsystem neigt dazu, verstärkt auf harmlose Reize zu reagieren und vermehrt Botenstoffe (z. B. sogenannte Interleukine) freizusetzen. Diese fördern sowohl den Juckreiz als auch Entzündung in der Haut, was dazu führt, dass die Hautbarriere noch mehr geschädigt wird. So gelangen Fremdstoffe, Allergene oder Krankheitserreger leichter tief in die Haut und verstärken die ohnehin schon vorhandene Überreaktion des Immunsystems weiter. Zudem kann eine gestörte Hautbarriere den Wasserverlust in der Haut und somit deren Austrocknung begünstigen.


Bei gesunden Menschen ist die Haut besser in der Lage, Wasser zu binden und Fettstoffe zu bilden. Derart gut gepolstert bleibt die Haut insgesamt elastisch und trocknet nicht aus. Gesunde Haut kann ihre Schutz- und Abwehrfunktion besser erfüllen als die Haut eines Menschen mit Neurodermitis.

Wenn die Barrierefunktion der Haut gestört ist

Illustration einer intakten Hautbarriere

Intakte Hautbarriere

Fremdstoffe und Krankheitserreger können die intakte Hautbarriere nicht passieren.
Illustration einer gestörten Hautbarriere

Gestörte Hautbarriere

Fremdstoffe und Krankheitserreger können leichter in die Haut eindringen, das Immunsystem aktivieren und Entzündungen hervorrufen.

Faktoren, die für die Entstehung der Neurodermitis verantwortlich sind

Bei der Entstehung der Neurodermitis spielt eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems eine entscheidende Rolle. Die Ursachen und Auslöser sind vielfältig, treten individuell unterschiedlich auf und sind nur teilweise bekannt. Meistens ist ein Zusammenspiel aus immunologischen, genetischen und umweltbedingten Faktoren für die Entstehung verantwortlich.

Immunologische Faktoren

Bei Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten neigt das Immun­system dazu, übermässig auf Reize zu reagieren und Entzün­d­ungen hervorzurufen.

Umweltfaktoren

Umweltfaktoren wie Allergene, Klima und Stress können Auslöser oder Verstärker sein.

Genetik

Eine genetische Veran­lagung begünstigt das Entstehen von Neurodermitis.
Illustration der Auslöser von Neurodermitis (Immunsystem, Umwelt, Genetik)
Illustration der Auslöser von Neurodermitis (Immunsystem, Umwelt, Genetik)

1. Immunologische Faktoren

Bei Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten neigt das Immun­system dazu, übermässig auf Reize zu reagieren und Entzün­d­ungen hervorzurufen.

2. Umweltfaktoren

Umweltfaktoren wie Allergene, Klima und Stress können Auslöser oder Verstärker sein.

3. Genetik

Eine genetische Veran­lagung begünstigt das Entstehen von Neurodermitis.

Was sind provokations-faktoren?

Menschen mit Neurodermitis haben eine gewisse Veranlagung, empfindlich auf bestimmte Umwelteinflüsse zu reagieren. Diese werden im Fachjargon «Provokationsfaktoren» genannt. Entweder können solche Provokationsfaktoren z. B. den Juckreiz verstärken oder sie werden vom Körper als fremd erkannt und vom Immunsystem «bekämpft». So können sie eine überschiessende Immunreaktion auslösen. Falls du deine Provokationsfaktoren bereits kennst, solltest du versuchen, diese zu vermeiden, sofern das möglich ist.

Hausstaubmilben

Hausstaubmilben

Hormone

Hormone

Pflanzenpollen

Pflanzenpollen

Stress

Psychischer Stress

Tierhaare

Tierhaare

Klima

Klima

T-Shirt

Wolle und Synthetik

Schweiss

Schweisstreibende Aktivitäten

Seife

Falsche oder übermässige Hautreinigung

Zigarette

Zigarettenrauch und Umwelt-schadstoffe (z. B. Abgase)

Infektionen

Infektionen

ein Kreislauf aus Jucken und Kratzen

Ein akuter Schub ist für Betroffene häufig ein Teufelskreis aus Jucken und Kratzen. Weil der Juckreiz so gross ist, kratzen sie sich – doch damit verschaffen sie sich nur für einen kurzen Moment Linderung. Langfristig fügen sie der Haut mehr Verletzungen zu, was zu weiteren Juckreizattacken führt. Deshalb ist es wichtig, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

1. Geschädigte Barrierefunktion der Haut

Bei Menschen mit Neurodermitis ist die Barrierefunktion der Haut gestört. Die Vernetzung der oberen Hautzellen ist nicht stabil, und es fehlt Feuchtigkeit. Dadurch können Allergene und andere Reizstoffe leichter in die Haut eindringen.

2. Rötung

Das Immunsystem reagiert auf die Eindringlinge mit Entzündung, erkennbar an der Rötung der Haut.

4. Kratzen

Als Reaktion auf den Juckreiz wird gekratzt. Dadurch wird die oberste Hautschicht weiter geschädigt und weitere Allergene, aber auch Bakterien und Viren können jetzt leichter in die Haut eindringen. Das Immunsystem reagiert weiter und verstärkt die Entzündungen. Der Juck-Kratz-Kreislauf beginnt.

3. Juckreiz

Gleichzeitig beginnt die Haut an der Stelle der Rötung stark zu jucken.
Kreislauf der Neurodermitis
Kreislauf der Neurodermitis

1. Geschädigte Barrierefunktion der Haut

Bei Menschen mit Neurodermitis ist die Barrierefunktion der Haut gestört. Die Vernetzung der oberen Hautzellen ist nicht stabil, und es fehlt Feuchtigkeit. Dadurch können Allergene und andere Reizstoffe leichter in die Haut eindringen.

2. Rötung

Das Immunsystem reagiert auf die Eindringlinge mit Entzündung, erkennbar an der Rötung der Haut.

3. Juckreiz

Gleichzeitig beginnt die Haut an der Stelle der Rötung stark zu jucken.

4. Kratzen

Als Reaktion auf den Juckreiz wird gekratzt. Dadurch wird die oberste Hautschicht weiter geschädigt und weitere Allergene, aber auch Bakterien und Viren können jetzt leichter in die Haut eindringen. Das Immunsystem reagiert weiter und verstärkt die Entzündungen. Der Juck-Kratz-Kreislauf beginnt.

Wie wird eine Neurodermitis diagnostiziert?

Die Diagnose Neurodermitis wird in der Regel durch eine Dermatologin oder einen Dermatologen gestellt. Bei der Untersuchung wird die Haut gründlich unter die Lupe genommen und ein besonderes Augenmerk auf die entzündeten Hautstellen gelegt. Wegen der genetischen Ursache für Neurodermitis werden oftmals noch Fragen zur familiären Vorgeschichte gestellt. Die Lage und das Aussehen der Ekzeme sowie Informationen zur familiären Belastung führen in der Regel zur Diagnose.

WENN WEITERE ALLERGIEN ENTSTEHEN

Neurodermitis-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, bestimmte weitere Krankheiten zu entwickeln. Neurodermitis zählt zu den Erkrankungen des sogenannten atopischen Formenkreises. Eine Atopie beschreibt die genetische Veranlagung, empfindlich auf verschiedene, oft harmlose Stoffe aus der Umwelt zu reagieren.

Zu den Erkrankungen des atopischen Formenkreises gehören:

Atopischer Formenkreis
Atopischer Formenkreis

Neurodermitis

Allergisches Asthma

Allergische Bindehautentzündung

Allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis)

Nahrungsmittelallergie

Atopischer Formenkreis
Atopischer Formenkreis

1. Neurodermitis

2. Allergisches Asthma

3. Allergische Bindehautentzündung

4. Allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis)

5. Nahrungsmittelallergie

«Es lohnt sich, hartnäckig zu bleiben.»

PD Dr. med. Martin Glatz, Dermatologe

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